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FACKELWURF-PROZESS

Gericht sieht antiziganistisches Motiv erwiesen: „Es sollte ein Klima von Angst und Schrecken verbreitet werden“

Heute Vormittag hat die 2. Große Strafkammer am Landgericht Ulm das Urteil im Prozess über den Brandanschlag auf eine Roma-Familie im Mai diesen Jahres in der Gemeinde Dellmensingen gesprochen. Die 5 beschuldigten wurden heute nach 18 Verhandlungstagen zu Bewährungstrafen bis zu 2 Jahre, einer Geldstrafe, sowie ein Täter zu pädagogische Maßnahmen in der Gedenkstätte Dachau verurteil. Den rassistischen und antiziganistischen Hintergrund hält das Gericht für erwiesen. Es sollte ein Klima von Angst und Schrecken verbreitet werden um die 46 Personen mit Romani-Hintergrund von diesem Ort zu vertreiben.

Romeo Franz, deutscher Europaabgeordneter für Bündnis 90/Die Grünen, Angehöriger der deutschen Minderheit der Roma und Sinti, kommentiert:

„Ich bin froh, dass das Gericht in seinem Urteil ganz klar den antiziganistischen Hintergrund der Tat benennt und diese nicht als Jugendstreich abtut. Der Brandanschlag in Dellmensingen zeigt, wie tief Antiziganismus in unserer Gesellschaft verankert ist. Viele Bürgerinnen und Bürger empfinden rassistische Stereotype gegenüber Menschen mit Romani-Hintergrund immer noch als normal und unproblematisch. Die jahrzehntelange Tabuisierung und Ignoranz von antiziganistischen Einstellungen in der deutschen Gesellschaft haben eine Aufarbeitung und Aufklärung bis heute weitestgehend verhindert. Diese Tabuisierung führt zu rassistischen Gewalttaten wie hier in Dellmensingen. Wie lang wollen wir noch akzeptieren, dass verbale und physische Attacken gegen ethnische und religiöse Minderheiten in Deutschland zum Alltag gehören?

Ich wünsche mir, das die Verurteilten und auch alle anderen Bürgerinnen aus diesem Beispiel Lehren ziehen und beginnen, sich mit ihren eigenen Vorurteilen zu beschäftigen. Dann kann man auch aus diesem furchtbaren Anschlag etwas positives daraus ziehen. Wichtig ist, dass die Opfer des Brandanschlags dieses furchtbare Erlebnis gut verarbeiten und von staatlicher Seite mehr Schutz und Unterstützung zur Verfügung gestellt bekommen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es als Menschen mit Romani-Hintergrund in Deutschland immer noch nicht möglich ist in Deutschland ohne Angst vor Diskriminierung und Gewalt zu führen. Diese Situation darf die deutsche Mehrheitsgesellschaft nicht tolerieren, denn es sind Angriffe auch auf ihre demokratischen Grundfeste.“

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Jochen Eisenburger, Bundestagsbüro von MdEP Romeo Franz

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