Sinti-Familie aus Singen erstattet Strafanzeige gegen Polizei

11-jähriger Junge wurde mit Handschellen abgeführt

Am 6. Februar 2021 wurde ein elfjähriges Kind, das Angehöriger der nationalen Minderheit der Sinti und Roma ist, nach einer anlasslosen Personenkontrolle in Handschellen abgeführt und auf das Polizeirevier in Singen gebracht. Die Familie hat gestern Abend Strafanzeigegestellt und wird anwaltlich von Dr. Mehmet Daimagüler vertreten, der als Nebenklagevertreter in zahlreichen Prozessen, wie z.B. im „NSU-Verfahren“, Opfer politisch motivierter Gewalt vertreten hat. 

Romeo Franz, Europaabgeordneter von Bündnis 90/Die Grünen und deutscher Sinto, und Daniel Lede Abal, Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg und Sprecher für Migration und Integration der Grünen Landtagsfraktion, kommentieren:

„Die Berichte aus Singen zur Verhaftung eines elfjährigen Kindes sind verstörend. Wir erwarten vom Innenministerium und der Polizei eine umfassende und transparente Aufklärung der Vorgänge und der Vorwürfe, ein elfjähriges Kind sei in Handschellen abgeführt worden. Es wäre ein Desaster für die Polizei, wenn die Vorwürfe der Sinti-Familie nicht umgehend aufgeklärt werden.“

Daniel Lede Abal, MdL führt aus:

„Die gestärkte Aufmerksamkeit für Fälle von institutionellem Antiziganismus in Baden-Württemberg ist ein Erfolg des Staatsvertrages der Landesregierung mit dem Landesverband der Sinti und Roma. Antiziganistische Straftaten und die Diskriminierung von Sinti und Roma werden in Deutschland immer noch bagatellisiert und tabuisiert.“

Romeo Franz, MdEP ergänzt:

„Die Leipziger Autoritarismusstudie hat 2020 wiederholt aufgezeigt, dass immer noch mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung diskriminierende und rassistische Stereotype gegenüber Sinti und Roma verhaftet ist. Genau deshalb benötigen wir eine bundesweite, unabhängige und umfassende Studie zum institutionalisierten Rassismus in der Polizei.“

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Pressekontakt für Rückfragen:

Jochen Eisenburger, Bundestagsbüro von MdEP Romeo Franz

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